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1. Alte Geschichte - S. 39

1879 - Dillenburg : Seel
— 39 — nichfachen Verwirrungen, denen durch die Gesetzgebung Solou's 594 ein Ende gemacht wurde. ”• ®^r- b. Solon's Gesetze. Das hohe Ansehen, welches Solon in Athen bereits genoß, ermöglichte es ihm, die herrschende Verwirrung zu beseitigen und die streitenden Parteien zu versöhnen. Durch seine Gesetzgebung hob er besonders den niederen Stand, während die höchsten Stände auf ihre bisherigen Vortheile Verzicht leisten mußten. So schuf er in Athen ein ganz neues Bürgerthum. Bürger wurde man entweder durch Geburt oder durch Einbürgerung mittelst Volksbeschlusses. Alle Bürger hatten Theil an der Staatsverwaltung, jedoch nicht in gleichem Maße, sondern so, daß derjenige, welcher am meisten zu leisten vermochte, auch die höchste Stelle einnahm. Alle wichtigen Sachen mußten der Volksversammlung vorgelegt werden. Zur Theilnahme an derselben war jeder Bürger, welcher das 20. Lebensjahr überschritten hatte, berechtigt. Die Volksversammlung hatte die höchste Gewalt und entschied durch Stimmenmehrheit. Der höchste Gerichtshof hieß Areopäg und hatte das verantwortliche Richteramt und die oberste Aufsicht über den Staat und die Sitten. Um die Bürger zu befähigen, an den Volksversammlungen Theil zu nehmen, wurde die Jugend sehr sorgfältig erzogen. Bis zum 16. Jahre blieben die Knaben unter der Pflege und Zucht der Eltern, vom 16.—18. Jahre besuchten sie die öffentlichen Gymnasien. Kunst und Wissenschaften waren die Mittel zur Ausbildung der geistigen Kräfte; tüchtige Kenntnisse galten als hohe Schätze. c. Bildung der Athener. Das athenische Volk war mit den herrlichsten Naturaulagen ausgestattet; diese in Verbindung mit dem durch die Verfassung begünstigten Streben in Wissenschaft und Kunst führten das athenische Volk nach und nach zu der Höhe der Bildung, welche wir heute noch an ihm bewundern. Die Namen der berühmtesten Denker und Künstler gehören Athen an. Da glänzen die Namen berühmter Philosophen, wie Pläto, Aristoteles, Pythagoras; der größten Redner, wie Demosthenes; der begeisternden Dichter, wie Homer (allerdings früher, ums Jahr 1000), Tyrtäus, Hesio-dus; der genialen Baumeister, wie Dädalus. Athen war voll der herrlichsten Tempel und Säulenhallen, mit bewnnderns-werthen Kunstwerken ans Erz oder Marmor und mit den herrlichsten Gemälden eines Phidias und Praxiteles geschmückt. Auch die Gewerbthätigkeit blühte; Handel und Verkehr mit an-

2. Alte Geschichte - S. 3

1879 - Dillenburg : Seel
— 3 — Nieter, Baumeister. Die zweite Kaste war die Krieg er-Kaste. Die Krieger lebten von dem Ertrage der Ländereien, welche ihnen der Staat zur Bewirthschaftuug überließ. Aus dieser Kaste wurde der König gewählt: dennoch war sie der Priefterkaste untergeordnet. Die dritte Kaste war die der Ackerbauer oder Riuder-hirten. Zu der vierten Kaste, derjenigen der G ew erb treib enden, gehörten Handwerker, Künstler, Kaufleute. Jeder durfte nur ein Gewerbe treiben, welches jedesmal vom Vater aus den Sohn überging. Die technischen Fertigkeiten der Egypter waren schon im hohen Alterthum berühmt. In Folge des Verkehrs mit andern Völkern entstanden zwei andere Kasten, die der Nilschiffer, welche sehr zahlreich war, und die der Dolmetscher <1. Mos. 42, 23), welche aus Griechen bestand und als Handlanger und Makler im Verkehr mit Fremden diente. Die letzte Kaste war die der Schweinehirten. Diese wurden für unrein gehalten und durfteu keinen Tempel betreten. e. Religion der Egypter. Die Religion der Egypter war die heidnische: sie hatte eine astronomische und astrologische Grundlage. Der Cultus bestand in der Anbetung der in der Natur wirkenden großen Kräfte, welche entweder wohlthätig, Segen und Mris. Isis. Nutzen bringend, oder nachtheilig, Verderben und Schaden anrichtend, wirkten. Diese Naturkräfte dachten sie sich als Personen, mit Bewußtsein und Willen begabt. Sämmtliche Götter zerfielen in drei Kreise. Den ersten, höchsten Kreis bildeten 1*

3. Alte Geschichte - S. 16

1879 - Dillenburg : Seel
— 16 — btgen. Dm einzelnen zum großen persischen Reiche gehörigen Lanbestheilen ließ man bte ihnen eigenthümlichen Einrichtungen, Gebräuche und Gewohnheiten, ihren religiösen Glauben und ihre Cultusformen, oft sogar ihre einheimischen Fürsten. — In Wissenschaft und Literatur haben bte Perser wenig geleistet; bagegen beweisen bte Ruinen von Königsburgen, Tempeln, Palästen, sowie bte hier und ba noch erhaltenen Inschriften und Bilbwerke, daß sie in der Bilbhauerei und Baukunst hinter den andern Völkern des Morgenlanbes nicht zurückstanben. 4. pif Wichier. a. Das Land und seine Bewohner. Der Küstenstrich zwischen dem Libanon und der Küste des Mittelmeeres führt in der Geschichte den Namen Phönizien. Da das Land nur schmal und selbst der schmale Küstensaum zum Ackerbau wenig geeignet war, so waren seine Bewohner auf das nahe Meer angewiesen, und mit biesettt waren sie bettn auch schon in früher Zeit recht vertraut. Die Kaufleute, zunächst au der Küste sich Haltenb, wagten sich schon frühe auf das offene Meer und burch-schiffteu das Mittelmeer nach allen Richtungen, an allen geeigneten Küstenpunkten Colonien für ihren Handel anlegenb. Später fuhren sie auch durch die Straße von Gibraltar in den atlantischen Ocean. Um anbere Völker vor dem Nachahmen ihrer Seefahrten abzuschrecken, erzählten sie schauerliche Geschichten, wie z. B.: Jenseits der Gibraltarstraße werbe das Meerwasser bick und steif wie Gallerte; stechenbes Rohr wachse sehr bicht in betn-selben, kolossale Seeungeheuer brohteu den Schiffern Tod und Verberben. Als einst bennoch ein frembes Fahrzeug ihnen nachfuhr, opferten sie lieber ihr Schiff, als daß sie andern zum Wegweiser würden. b. Land- und Seehandel der Phönizier. Lange Zeit hindurch war der Handel säst allein in den Hänben der ^Phöni-nizier, ihre Karavanen zogen nach Egypten, Arabien ltnb Jnbien; ihre Schiffe befuhren alle Küsten des Mittelmeeres, ja auch die Küste Englanbs und die preußische Ostseeküste sollen sie besucht haben. In ihrem Lanbe strömte das Golb und Silber aus Spanien, das Zinn von bett Kassiteriben, der Bernstein der Ostsee-fitste, der Wein und das (Betreibe aus Egypten, Oel und Wein aus Palästina, die kunstreichen Webereien und Stickereien Babylons,

4. Mittelalter - S. 10

1879 - Dillenburg : Seel
— 10 — 732 und schlug sie 732 zwischen Tours*) und Poitiers**); eiligst zogen die Araber nach Spanien zurück; das Fraukeulandz war frei und Mitteleuropa vor maurischer Barbarei errettet. Karl erhielt wegen seiner persönlichen Tapferkeit den Namen„Martell", d. i. der Hammer. Unter der Herrschaft der Mauren blühte Spanien empor*; Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft wurden gepflegt und gediehen. Die Stadt Cordöva soll über 200000 Gebäude gehabt haben; ihre Universität wurde von Jünglingen aller Nationen besucht. — Den Arabern verdanken wir unsre Ziffern. 3. Sonifalius. a. Erste Versuche zur Bekehrung der Deutschen. Während der Völkerwanderung waren verschiedene römische Provinzen von deutschen Völkerschaften besetzt worden, und die Sieger hatten von den Besiegten das Christenthum angenommen. Dieses aber sand wenig festen Halt bei den am alten Götterglanben hängenden Deutschen, daß es alsbald wieder verschwand, und um die Zeit, da die Franken nach dem Vorgänge Chlodwigs das Christenthum bekannten, waren die Bewohner unsers deutschen Landes noch alle dem Heidenthnme ergeben. Um das Jahr 600 kamen von der Insel Irland mehrere sür das Reich Gottes und seine Ausbreitung begeisterte Männer herüber, um das Licht des Evangeliums auch nach Deutschland zu verpflanzen. Der eifrigste unter diesen Missionaren war Columbau, welcher zuerst in den Vogesen und, nachdem er hier vertrieben worden war, am Bodensee das Evangelium verkündigte. Hier erhob sich bald wieder die Stadt Bregenz; Columbau wanderte weiter über die Alpen, sein Schüler Gallus dagegen blieb und trug die neue Lehre vom Bodensee weiter in die Alpenländer; von ihm ist das nachmals so berühmt gewordene St. Gallen gegründet worden. In gleicher Weise wirkten Emmeran in Baiern, Kilian in Würzburg, Pirmin in Reichenau am Bodensee; aber immer noch war und blieb die große Masse des deutschen Volkes dem Heidenthum ergeben. Von deutschen Brüdern sollte eine umfassendere und nachhaltige Bekehrung der Deutschen kommen: von den Angelsachsen. Diese waren in den Stürmen der Völkerwanderung über die Nordsee den Briten gegen die Pikten und Skoteu zu Hülfe geeilt, hatten *) spr. Tuhr. **) spr. Poat'jee.

5. Mittelalter - S. 80

1879 - Dillenburg : Seel
80 halb so furchtbare Macht nicht neben sich dulden mochten, be- : kämpften sie; sie erlosch von selbst, als die Rechtspflege allge- i mein eine bessere wurde. C. Deutsche K u n st und Wissenschaft i m Mittelalter. a. Der Minnegesang. Es ist bereits erwähnt worden, daß die Kreuzzüge auch einen bedeutenden Einfluß auf die deutsche ; Kunst gehabt haben, indem der Dichtkunst neuer Stoff zugeführt : und neue Begeisterung eingehaucht wurde. Dazu kam, daß die j beiden hervorragendsten deutschen Fürstengeschlechter der Löelfen ; und der Hohenstaufen der Dichtkunst und der Musik ihren Schutz i und ihre Begünstigung zuwandten, und das Beispiel dieser Fürsten- j Häuser fand bald vielfache Nachahmung in Nord und Süd. Hier j war es besonders der Hos der Fürsten von Oesterreich, dort , hauptsächlich der des Landgrafen Hermann von Thüringen, wo ' die berühmtesten Sänger der Zeit sich sammelten. Die vpn den beiden hohen Fürstengeschlechtern der Welfen und Hohenstaufen gepflegten Keime der Kunst gingen dann an die späteren Fürsten ans diesen Häusern über, aber je weiter die Zeit fortschritt,^ desto mehr sank auch die Begeisterung sür die Kunst und damü die , Kunst selbst; was sich davon noch zur Zeit der Habsburger fand, war nichts als eine schwache, kraftlose Nachblüte; zur Zeit Kaiser Friedrichs I. hatte sie ihre schönsten Früchte getrieben, und man j nennt diese Zeit deshalb auch die erste klassische Periode j der deutschen Dichtkunst. Die große Mehrzahl der^Dichter ; gehörte dem Adel an, ja es gab Fürsten, welche die Dichtkunst nicht nur schätzten, sondern sie auch ausübten. Diese Dichter, Sänger genannt, widmeten ihre Dienste reicheren und mäch- j tigen Herren, verherrlichten die Hoffeste durch Gesang und Spiel, : schlossen sich beim Auszuge zu Krieg und Waffenspielen dem fürst- j liehen Gefolge an, begleiteten sie auch wohl ins heilige Land, jj sangen das Lob ihrer Herren und empfingen von diesen oft reiche jj Geschenke. Andere zogen von Burg zu Burg, von Sradt zu Stadt, sangen die im Volke erhaltenen alten Heldenlieder und begleiteten dieselben mit der Harfe oder auch mit der Geige (vergl. I „Der Sänger" von (Böthe; „Der Graf von Habsburg" ^on Schiller; „Des Sängers Fluch" von Uhland). „Unter der Pflege J der fürstlichen und adeligen Sänger wurde die Kumt selbst eine # adelige Kunst, welche die Lebensformen und Sitten der vornehmen j n\ x _X

6. Mittelalter - S. 82

1879 - Dillenburg : Seel
— 82 — jetzt durch Großartigkeit und Pracht ihrer Ausführung die Be- j wunderung erregen. Man unterscheidet in der christlichen Baukunst des Mittel-alters drei Bauarten oder Baustile: den byzantinischen r Stil, den romanischen oder Rundbogen-Stil und den gothischen oder Spitzbogen-Stil. Das Eigenthümliche des f byzantinischen Stiles ist das Langhaus mit rund gewölbtem Kuppel- | bau; der romanische oder Rnndbogen-Styl behielt das Langhaus j-bei, verwandelte aber den mehr flachen, horizontalen Kuppelbau \ in ein halbkreisförmiges Kreuzgewölbe, so daß die Gebäude einen ganz andern Charakter erhielten. Noch mehr geschah dies durch ' den gothischen oder richtiger deutschen Stil der Spitzbogen, durch welche die Idee des Emporstrebens der Seele nach allem Hohen j und Göttlichen noch mehr versinnbildlicht wurde. Dieser Baustil führte den Kirchenbau seiner höchsten Vollendung entgegen, wie. sie uns in dem Straßburger Münster und dem Kölner Dom ent- | gegentritt. Auch Malerei und Bildner ei thaten das ihre,; die Gotteshäuser zu verschönern. Nach der Erfindung der Glas-malerei schmückte man die Fenster mit allerlei Gemälden, damrt sie nicht blos sinnliches, sondern auch geistiges Licht geben sollten. Z In allen ihren Zweigen ging die bildende Kunst von der Kirche aus und schritt von Stufe zu Stufe bis zu ihrer Vollendung. c. Wissenschaft.^Auch die Wissenschaft und ihre Pflege war anfangs in den Händen der Geistlichen und Mönche; die’ Klöster sind lange Zeit hindurch die einzigen Pflegestätten der Wissenschaften gewesen, und ihre hohe Bedeutung in dieser Beziehung ist durchaus nicht zu verkennen. Im Volke selbst herrschte. noch im 9. und 10. Jahrhundert große Finsternis und Unkennt-; ms. Neues wissenschaftliches Leben kam zuerst von den Arabern, , welche Spanien noch inne hatten; dorthin richteten sich die Bucke^ der bedeutendsten Männer; von dort kamen selbst die Schätze des ^ griechischen und römischen Alterthums zu den Deutschen, unw Jahrhunderte lang dauerte der Einfluß der Araber auf die deutsches: Wissenschaft. Da noch so viel zu lernen war, was dre Alton und die Araber längst wußten und kannten, so ist zunächst rem^ Fortschritt in den Wissenschaften bemerkbar; das wissenschaftliche s Streben richtete sich vorerst auf Aneignung der alten Schatzes Anders würde es in dieser Hinsicht nach den Kreuzzügen, welchem den Gesichtskreis erweiterten und die Kenntnisse und Erfahrungen bereicherten; die auf weiten Reisen gesammelten Kenntnisse des*

7. Mittelalter - S. 95

1879 - Dillenburg : Seel
— 95 — enthielt, denn in Folge dessen konnte er seine Kraft nngetheilt den deutschen Landen zuwenden, wo es so sehr nöthig war. Wie viel deutsche Kraft, deutsches Geld und kostbare Zeit war auf die Erwerbung und Erhaltung Italiens verwendet worden; wie viele und bedeutende Opfer an Gut und Blut hatte jenes Land verschlungen, und was war die Frucht aller der Anstrengungen? Rudolfs praktischer und klarer Sinn erkannte, daß Italien auch durch die größten Opfer nicht auf die Dauer dem deutschen Reiche erhalten werden könnte; er soll über diese Angelegenheit geäußert haben: „Ich sehe wohl die Fußtapfen derer, welche glücklich hineinkamen, aber nicht derer, welche glücklich herauskamen." Man macht es Rudolf zum Vorwurf, daß er nicht, wie seine hohenstanfischen Vorgänger, Kunst und Wissenschaft, besonders die Poesie und den Gesang, so bevorzugend gepflegt und ihnen Heimstätten an seinem Hofe errichtet habe; die fahrenden Sänger jener Zeit klagen darüber, daß sie ungeehrt und nnbeschenkt von den Höfen entlassen würden. Wohl ist das alles wahr und nicht zu leugnen; auch das mag mehr oder weniger der Fall gewesen sein, daß Rudolf persönlich keine Vorliebe für dergleichen Bestrebungen hegte; daß er aber unter den damaligen Verhältnissen besser that, sein Augenmerk zunächst auf Herstellung gesetzlicher Zustände in Deutschland zu richten, als Kunst und Wissenschaft zu unterstützen, bedarf kaum eines Beweises. Und in Wirklichkeit hat er der Kunst und der Wissenschaft einen bedeutenden Dienst geleistet, indem er Ruhe und Ordnung im Reiche herstellte, denn ohne diese kann sich keine Kunst und keine Wissenschaft entwickeln und entfalten. Daß Rudolf derartige Bestrebungen nicht so freigebig mit Geldspenden und Ehrenbezeugungen unterstützte und förderte, wie dies sein Vorgänger Friedrich Barbarossa gethan hat, daran mag auch wohl der Umstand schuld gewesen sein, daß seine Kasse in Folge der vielen Züge gegen Raubritter und beutelustige Wegelagerer wohl nicht allzusehr an Ueberfluß gelitten hat. Rudolfs nüchterner, praktischer Sinn wandte sich zuerst auf das Nothwendige, dann erst auf das Nützliche und Angenehme, und das Reich war ihm gerade dafür hoch zu Dank verpflichtet. e. Rudolf's Persönlichkeit; sein Tod. Rudolfs Stammschloß, bte Habsburg oder Habichtsburg, lag an der Aar in dem heutigen Kanton Aargau; die Burg ist jetzt zerfallen, nur wenige Reste derselben sind noch vorhanden. Rudolf hatte seine Jugend an dem Hofe Friedrich Ii. verlebt und war schon 55 Jahre alt,

8. Mittelalter - S. 131

1879 - Dillenburg : Seel
einen schweren Stand, da er oft die Geldbedürfnisse seines Vaters nicht ans Bringen konnte und mit feinem Hofe selbst oft in Verlegenheit gerieth. Als er wegen der beanspruchten Erbschaft des Herzogthums Glogan in Krieg gerieth, eilte der alte Kurfürst nochmals herbei, schlug den Gegner bei Crossen und schloß mit ihm einen Vertrag, nach welchem Crossen, Züllichau und Sommerfeld au Brandenburg siel. Zu erwähnen ist noch die von Albrecht 1473 gegebene Hausordnung, nach welcher die branden-burgischen Besitzungen stets ungetheilt dem ältesten Sohne oder dessen Erbeu zufallen sollten. Auf Albrecht Achilles folgte sein Sohn Johann, genannt Cicero (1486—1499), welcher die Wohlfahrt des Landes mit großem Eifer förderte. Daher beschlossen die Stände, dem Kurfürsten mehr Geld zu bewilligen, und genehmigten die Bierziese, eine Abgabe von Bier, gegen welche sich die Städte anfangs sträubten; nachdem aber die Stadt Stendal für ihren Widerstand gestraft worden war und die Rädelsführer mit dem Tode gebüßt hatten, fügten sich die andern Städte. Johann erwarb durch Kauf die Herrschaft Zossen. Wegen feiner Fertigkeit im Gebrauche der lateinischen Sprache erhielt er den Namen „Cicero". Er gründete die Universität Frankfurt a/0. Albrechts Nachfolger Joachim I. (1499—1535) war bei feinem Regierungsantritt erst 15 Jahre alt, aber an Körper und Geist weit über dies Alter entwickelt. Er hatte, wie die meisten Hohenzollern, eine hohe, kräftige Gestalt; seine geistige Bildung Überraschte so allgemein und erregte solche Bewunderung, daß er den Beinamen „Nestor" erhielt. Da zu seiner Zeit das Raubritterwesen wieder sehr überhand nahm, trat er mit den fchärfsten Verordnungen gegen die Räuber auf. Diese aber spotteten feiner um feiner Jugend willen, und einer soll ihm an die Kammerthüre geschrieben haben: „Jochimken, Jochimken, hüte dt)! fangen wy dt), so hangen wy dy!" Aber Joachim ließ sich nicht schrecken und einschüchtern. Als ihm mitgetheilt wurde, daß man ihm auf der ^agd auflaure, nahm er die Verfchwornen gefangen und ließ sie hinrichten, und als ihm Vorwürfe gemacht wurden, daß er so viel adeliges Blut vergieße, sagte er: „Adlig Blut habe ich nicht vergossen, sondern nur Schelme, Mörder und Räuber hinrichten lassen." Unter feiner Regierung hob sich Brandenburg; Joachim konnte mit Befriedigung auf das Aufblühen feiner Länder blicken.

9. Mittelalter - S. 58

1879 - Dillenburg : Seel
— 58 — des mittelalterlichen Lebens und Strebens anzusehen. Wohl haben die Kreuzzüge gar manche Nachtheile für Europa und besonders auch für Deutschland gehabt — wie viel Blut ist unnütz vergossen worden; wie viele Geldmittel sind der Heimat entzogen worden; wie oft wurden über den Blicken nach außen die inneren Verhältnisse vergessen und im Argen gelassen; wie viele Krankheiten sind nach Europa eingeschleppt worden n. dergl. m. —, und doch läßt sich auderntheils nicht verkennen, daß sie von dem größten Einflüsse auf die Entwickelung der europäischen Menschheit geworden sind. Eine genauere Betrachtung läßt u. a. folgende wohlthätige Folgen erkennen: 1) Der Geist des Ritterwesens wurde veredelt. Hatten die Ritter bisher unter sich und gegen ihre Lehnsherrn Kriege geführt und dadurch manche Unordnung hervorgerufen, so erhielt ihre Thätigkeit jetzt ein höheres, edleres Ziel; ihre Thaten wurden von ganz Europa bewundert, um so mehr, da ja der Kampf für das heilige Grab als ein besonders verdienstvoller angesehen wurde. Die Ritter mußten sich auch der Kirche, welche die Kreuzzüge ins Leben rief, unterordnen; dies und der Kampf für die Religion milderte ihre Sitten. Bisher hatten sich die Ritter der verschiedenen Länder ferne gestanden; in den Kreuzzügen traten sie in Berührung und Verkehr und lernten Rittersinn und Ritterwürde von einander. Aus der Zeit der Kreuzzüge schreiben sich auch die Familien-Namen her; während man bisher sich mit den Vornamen beholfen hatte, wurden zur Unterscheidung der vielen Ritter gleichen Namens andere Namen nothwendig; so entstanden die Familiennamen und die Wappen, welch' letztere zu demselben Zwecke dienten. Die Turniere, welche zur Hebung des Ritterstandes fchon von Heinrich I. eingeführt worden waren, wurden seit den Kreuzzügen allgemeiner, da die Ritter der verschiedenen Länder sich kennen gelernt hatten und ein edler Wetteifer in ihnen entstanden war. — Eine besondere Veredelung erfuhr das Ritterwesen durch die drei Ritterorden der Templer, der deutschen Ritter und der Johanniter. Die Mitglieder dieser Orden mußten sich verpflichten, der heiligen Sache der Religion Gut und Blut zu weihen. 2) Der Bürger st and verdankt den Kreuzzügen seine schnellere Ausbildung. Wohl waren schon früher Städte entstanden, aber ihre Bewohner waren nicht viel besser, als Hörige. Die Ritter und kleinen Fürsten bedrückten die auf-

10. Mittelalter - S. 108

1879 - Dillenburg : Seel
— 108 — auch von den Fürsten vernachlässigt und von ihren Hösen verstoßen. Die Gelehrten dienten ihrer trockenen Gelehrsamkeit und dem Weiu, der höhere Bürgerstand fand seine höchste Befriedigung im Frohnen der Genußsucht und der Prachtliebe; der Bauernstand war physisch und geistig gedrückt: wo anders sollte da die Poesie noch eine Zuflucht finden, als bei dem echt deutschen, kernigen mittleren Bürgerstand? Ehrbare Meister desselben Handwerks oder auch verschiedener Gewerbe traten zusammen und bildeten gleichsam einen Verein mit dem ausgesprochenen Zwecke, den timt den andern Ständen vernachlässigten Künsten, der Poesie und dem Gesänge, eine Heimstätte zu bieten. Eine solche Vereinigung von Meistern nannte man eine Sing schule, und die Art ihres Gesanges hat den Namen „Meistergesang" erhalten. Wann diese Singschuleu entstanden sind, ist ungewiß; nur so viel weiß man mit Sicherheit, daß sie in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts schon bestanden. Sie haben die Stürme des dreißigjährigen Krieges überdauert und sich sogar bis in unser Jahrhundert hinein erhalten. Die letzte Singschule bestand in Ulm, wo sich 1830 noch zwölf, 1839 noch vier Meister befanden. In letzterem Jahre schlossen die übrig gebliebenen Meister den Meistergesang feierlich und übergaben ihre Kleinodien, ihre Tabulatur 2c. dem iilrner Liederkranz. Meistens waren es süddeutsche Städte, wo sich Singschuleu befanden, z. B. Augsburg, Nürnberg, Ulm, Straßburg u. a. b. Einrichtung der Singschulen. An der Spitze einer jeden Singschule stand ein Vorstand, bestehend aus dem Kron-meister, dem Merkmeister, dem Schlüsselmeister (Verwalter) und dem Büchsenmeister (Kassirer). Neben dem Merkmeister standen die Merker, d. h. die Kritiker, die Richter, welche auf den Gesang genau zu merken hatten, die Fehler aufzeichneten und nach Beendigung desselben das Urtheil sprachen. Die Mitglieder der Singschule waren 1) die M eist er, d. H. diejenigen, welche neue Gedichte und neue Töne (d. H. neue Singweisen) erfinden konnten und diese in künstlicher Weise vortrugen; 2) die Singer und Dichter, d. i. diejenigen, welche fremde, berühmte Töne in Dichtung oder Gesang nachahmten, und 3) die Schulfreunde und Schüler, welche die Gedichte und Töne der Meister zu ihrer eignen Uebung hören ließen. — Wenn die Glieder einer Singschule an den Wochentagen abends ihr Handwerkszeug bei Seite gelegt hatten, so begaben sie sich in ihr Kämmerlein, nm neue Weisen zu er-
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